Hermann-Boddin-Schule

Geschichte

Der Altbau der heutigen Hermann-Boddin-Schule ist nur eine Hälfte des Schulkomplexes, der 1907 bis 1908 gebaut wurde. Die Gemeindeschule wurde als Doppelschule für 3.600 Schüler*innen errichtet. Die Baukosten betrugen 885.000 Mark. Anfangs war hier auch ein Schulmuseum eingerichtet. Dem heutigen Hauptgebäude stand der gleiche Baukörper noch einmal gespiegelt gegenüber – etwa dort, wo heute die neue Turnhalle steht. Wie damals üblich herrschte Geschlechtertrennung: Das linke Gebäude war die Knabenschule, das rechte die Mädchenschule. An der Ecke des Schulhauses ist noch die Inschrift zu erkennen: „1te und 29te Gemeinde Schule für Knaben“. Der ursprüngliche Mädchenflügel der Schule wurde 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, zerstört.

Aufbruch mit neuem Profil

Etwa um die Jahrtausendwende nahm der Anteil kaum deutsch sprechender Kinder immer weiter zu und deutsche Eltern suchten nach Wegen, ihre Kinder an anderen Schulen anzumelden. Mitte der 2000er Jahre wurde der Hermann-Boddin-Schule deshalb klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ab 2006 wehte eine frische Brise durch das altehrwürdige Gemäuer. Die Schule hat sich für neue Ideen geöffnet und mehrere erfolgreiche Projekte gestartet – zum Teil mit finanzieller Unterstützung des Quartiersmanagements. Schließlich ist eine gute Schule ein Stabilitätsanker für das gesamte Quartier.
Zunächst wurde ein verlässlicher Halbtagsbetrieb aufgebaut. Das heißt, alle Schüler*innen werden jeden Tag mindestens bis 13.30 Uhr betreut. Der Hort und eine ganze Reihe von AGs bieten dazu auch am Nachmittag Beschäftigung. Man richtete im Jahr 2008 außerdem eine Schulstation ein, in der sich Sozialarbeiter*innen um auffällige Kinder kümmern, unter den Schüler*innen Konfliktlotsen ausbilden und Eltern bei Erziehungsfragen unterstützen. Auf die Zusammenarbeit mit den Eltern legt die Schule seither großen Wert. 2008 wurde außerdem das jahrgangsübergreifende Lernen eingeführt, bei dem die Kinder der 1. und 2. Klassen in kleinen Gruppen zusammen unterrichtet werden.
Die Hermann-Boddin-Schule hat sich ein klares Profil gegeben: „Bewegung und Kommunikation“ heißt der Schwerpunkt des Schulprogramms. Die Sprachförderung ist Bestandteil jedes Unterrichts. Bei der Bewegungsförderung geht es weniger um sportliche Höchstleistungen, vielmehr soll bei den Kindern ein Körperbewusstsein geweckt werden, etwa durch Turnen oder Ausdruckstanz. So können die Kinder zusätzlich zum Sportunterricht auch an Fußball- und Völkerball-AGs teilnehmen. Musik und Tanz gehören schon traditionell zu den Stärken der Schule. So sind die Tanz-AG, der Chor, die Keyboard-AG und die „Boddinbeatz“ seit Jahren feste Größen im Bühnenprogramm des Nachbarschaftsfestes. „Es weht ein frischer Wind, die Lehrer sind motivierter und auch das Lehrer-Eltern-Verhältnis ist besser geworden“, lautete 2011 das positive Zwischenfazit des Elternsprechers Ibrahim Celik.
Im Schuljahr 2013/14 hatte die Hermann-Boddin-Schule 329 Schüler*innen. Davon besitzen 178, also 54 Prozent, nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Für 89 Prozent der Schüler*innen ist Deutsch nicht ihre Muttersprache. An der Schule sind 24 Lehrkräfte und 17 Erzieher*innen beschäftigt.

Frühstücksraum

Am 6. Dezember 2010 eröffnete die Hermann-Boddin-Schule ihren Frühstücksraum. Er wurde in einem ehemaligen Werkraum eingerichtet. Hier können nun alle Kinder gemeinsam ein gesundes Frühstück einnehmen. Entstanden ist das Angebot in Zusammenarbeit mit dem Verein „BrotZeit“, der sich für eine ausgewogene Ernährung von Kindern in einem schwierigen sozialen Umfeld einsetzt. Allzu oft kamen Kinder morgens ohne Frühstück und Pausenbrot in die Schule. Jetzt können sie kostenlos ein reichhaltiges Frühstück mit Müsli, Obst, Brot, Käse, Wurst und Marmelade bekommen. Die Lebensmittel spendet eine Supermarktkette.

Neubau für den Ganztagsbetrieb

Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde am 17. Februar 2012 der Erweiterungsbau der Hermann-Boddin-Schule feierlich eingeweiht. Damit konnte endlich auch der gebundene Ganztagsbetrieb aufgenommen werden – zunächst für die Schulanfangsphase der ersten beiden Jahrgänge. Die Kinder werden von 8 bis 16 Uhr in der Schule betreut.
In dem dreigeschossigen Gebäude befinden sich sechs Klassenzimmer und vier weitere teilbare Gruppenräume. Die Klassenräume sind mit rund 60 Quadratmetern deutlich größer als im Altbau und kommen somit gerade den Bedürfnissen der Jüngsten entgegen. Alle Räume haben Internetanschluss. Also ist auch multimedialer Unterricht möglich. Im Erdgeschoss befinden sich neben Wirtschaftsräumen die Küche und eine Mensa, in der bis zu 100 Kinder essen können. Für Theateraufführungen oder Versammlungen lässt sich in der Mensa bei Bedarf auch schnell eine Bühne aufbauen. Bezahlt wurde der Neubau mit 2,6 Millionen Euro aus dem „Konjunkturpaket II“.

Neugestaltung des Schulhofes

Für den Neubau wurde nicht nur der frühere Schulparkplatz bebaut, auch der Bolzplatz musste weichen. Der Fußballplatz wurde von den Kindern während der Bauphase stark vermisst. Deshalb musste Ersatz her. Nach der Einführung des Ganztagsbetriebs sollte der Schulhof ohnehin umgestaltet werden. Schließlich halten sich die Kinder nun viel länger in der Schule auf und brauchen dringend Platz zum Austoben und Spielen. Außerdem wünschten sich die Kinder Ruheecken, wo man sich in den Pausen mit Freunden zusammensetzen und unterhalten kann.
Vom Herbst 2012 bis zum Frühjahr 2013 wurde der Pausenhof in eine Erlebnislandschaft umgebaut. Neue Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten stehen seitdem bereit, so zum Beispiel eine Kletterspinne und eine neue Rutsche. Der Bolzplatz ist multifunktional angelegt, damit er auch für Basketball und andere Ballspiele genutzt werden kann. Die Baukosten betrugen mehr als 400.000 Euro und wurden zum größten Teil aus dem Baufonds des Programms Soziale Stadt bestritten.

Elternberatung für Neuzuwander*innen

Seit Anfang 2014 gibt es an der Hermann-Boddin-Schule eine Beratungsstelle für Eltern, die aus Rumänien und Bulgarien eingewandert sind. Mit der Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für EU-Bürger aus diesen Ländern kommen vermehrt Zuwander*innen nach Neukölln, die oft nur wenig über das hiesige Sozialsystem wissen. Die Mitarbeiter*innen vom Verein Amaro Foro beraten deshalb auf Deutsch, Rumänisch, Bulgarisch und Romanes über Gesundheit und Krankenversicherung, Bildung und Schulbesuch, Zugang zum Arbeitsmarkt, Wohnraumversorgung und Finanzen. Sie vermitteln auch den Kontakt zu den zuständigen Behörden. Für neue Zuwandererkinder gibt es außerdem Willkommensklassen, in denen sie erst einmal Grundkenntnisse der deutschen Sprache erlernen, um dem Unterricht später besser folgen zu können.

Faltblatt

Grundschule für Bewegung und Kommunikation
Boddinstraße 55
12053 Berlin
Tel.: (030) 68 87 44 10
https://boddin-schule.de/