Albert Schweitzer-Gymnasium

Geschichte

Die Schule wurde 1907 als „Höhere Mädchen- und Mädchen-Mittelschule“ der Stadt Rixdorf (1912 in Neukölln umbenannt) eingeweiht. Architekt des Schulgebäudes und der benachbarten Wohn- und Geschäftshäuser war der Rixdorfer Stadtbaurat Reinhold Kiehl. Das gesamte Ensemble am Albert-Schweitzer Platz war 1909 fertig. Seit 1953 trägt die Schule den Namen des Arztes und Entwicklungshelfers Albert Schweitzer (1875-1965). Das Motto des Friedensnobelpreisträgers „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist seitdem auch das Leitbild der Schule.

„Die Albert-Schweitzer-Schule hat Geschichte geschrieben“, meinte Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky. Im Jahr 2004 stand die Schule schon kurz vor der Schließung. Der Ruf des Gymnasiums war schlecht, in die Ausstattung wurde nicht mehr investiert, die Zahl der angemeldeten Schüler*innen ging stark zurück. 2005 hatte die Schule nur noch 379 Schüler*innen, in jenem Jahr haben nur 14 das Abitur bestanden. „Diese Schule war eigentlich fast schon so tot wie der Friedhof von Chicago“, erinnerte sich Buschkowsky. „Es war aber richtig zu sagen: Die Schließung kommt nicht in Frage.“ Stattdessen wollte das Bezirksamt der Schule einen „neuen Spirit“ geben. Die Schule bekam ein geändertes pädagogisches Konzept: Sie verwandelte sich in das erste Berliner Gymnasium mit gebundenem Ganztagsbetrieb. Außerdem ließ man im Gebäude und auf den Schulhöfen allerhand umbauen und verbessern, wozu alle erreichbaren Fördertöpfe angezapft wurden.

Der Umschwung ist gelungen. „Die Eltern und Schüler*innen haben wieder Vertrauen in die Albert-Schweitzer-Schule gefunden“, berichtete der ehemalige Schulleiter Georg Krapp 2011 bei der Einweihung der umgebauten Aula. Die Schüler*innenzahlen steigen wieder. Inzwischen muss die Schule jedes Jahr Bewerber*innen ablehnen. „Diese Schule ist der Beweis, dass man an einem der schwierigsten Orte, dem Hermannplatz, auch Elite ausbilden kann“, sagte Heinz Buschkowsky.

Modell Ganztagsschule

Der entscheidende erste Schritt für die Wende war 2006 die Einführung des Ganztagsbetriebs, zunächst als Modellversuch. Die Albert-Schweitzer-Schule war damit berlinweit das erste Ganztagsgymnasium. Die Schüler*innen der Mittelstufe sind von 8 bis 16 Uhr in der Schule. Sie wurden in den Nachmittagsstunden von Honorarkräften des Türkisch-Deutschen Zentrums, der Mercator-Stiftung und des Instituts für berufliche Bildung und Weiterbildung betreut und durch Hausaufgabenhilfe und individuelles Coaching unterstützt. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Von den Siebtklässler*innen schafften über 90 Prozent statt bislang 75 Prozent das Probehalbjahr, die Anmeldezahlen haben sich mehr als verdoppelt und die Cliquenbildung ging zurück.

Die Anschubfinanzierung besorgte in den ersten drei Jahren das Quartiersmanagement aus dem Programm Soziale Stadt. Der Modellversuch war so erfolgreich, dass der Senat den Ganztagsbetrieb anschließend in seine Regelfinanzierung aufnahm und sogar in allen anderen Bezirken jeweils ein Ganztagsgymnasium nach dem Vorbild der Albert-Schweitzer-Schule einrichtete. Der damalige Schulleiter Georg Krapp zog nach vier Jahren eine Erfolgsbilanz: „Die Schüler*innen sind jetzt den ganzen Tag mit der deutschen Sprache befasst, dadurch bestehen sehr viel mehr das Probehalbjahr und schaffen am Ende auch das Abitur.“ Die Albert-Schweitzer-Schule kann mittlerweile jedes Jahr ungefähr 80 Abiturient*innen verabschieden.

Mit 633 Schüler*innen im Schuljahr 2013/14 ist die Schule ausgelastet. 195 Schüler*innen, das entspricht 31 Prozent, haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Für 569 Schüler*innen, fast 90 Prozent, ist Deutsch nicht ihre Muttersprache. Nicht nur Neuköllner Jugendliche besuchen die Albert-Schweitzer-Schule. Jeder bzw. jede sechste Schüler*in wohnt in einem anderen Bezirk: von Friedrichshain-Kreuzberg bis nach Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf. An der Albert-Schweitzer-Schule sind 68 Lehrkräfte beschäftigt.

Umbau der Turnhalle zur Mensa

Eine Ganztagsschule braucht eine Mensa, in der die Schüler*innen zu Mittag essen können. Anfangs hatte die Albert-Schweitzer-Schule in zwei Klassenräumen eine provisorische Cafeteria eingerichtet. Auch das Speisenangebot war sehr eingeschränkt. Deshalb entschloss man sich, die alte Turnhalle zu einem Speisesaal mit Cafeteria umzubauen. Die Turnhalle wurde entkernt, Klettergerüste und Basketballkörbe flogen raus. Eingebaut wurden eine Essensausgabe mit Warmhaltevorrichtungen sowie Toiletten und Waschräume für die Beschäftigten. Nach einjährigen Bauarbeiten ging die neue Mensa im August 2010 in Betrieb. Hier haben jetzt 96 Schüler*innen an 24 Tischen gleichzeitig Platz.

Renovierung der Aula

Im Mai 2011 wurde die erneuerte Schulaula im obersten Stock des Hauptgebäudes eingeweiht. Sie ist vollständig renoviert und bietet jetzt Platz für 200 Zuschauer*innen. Die Bühne wartet mit aufwändiger Lichttechnik und einer leistungsfähigen Audioanlage auf. „Damit können wir hier semiprofessionelle Theateraufführungen machen“, sagte der frühere Schulleiter Georg Krapp zur feierlichen Einweihung. Die Aula kann nun auch mit einem neuen Aufzug erreicht werden. Mit dem Fahrstuhl sind gleichzeitig auch alle Etagen des Altbaus barrierefrei zugängig gemacht worden.

Erweiterung im Wohnhaus und im Nebengebäude

Durch den Erfolg der Albert-Schweitzer-Schule war es im Schulgebäude immer enger geworden. Die Schule dehnte sich deshalb in ein Nachbarhaus aus, das ursprünglich für die Unterbringung von Schulbeschäftigten vorgesehen war. Das Wohngebäude wurde ab 2011 für Schulzwecke umgebaut. Im ersten Stock konnte die Schulverwaltung neu hergerichtete Räume beziehen. Die zweite Etage wurde in einen Freizeitbereich für die Schüler*innen der siebten bis zehnten Klassen umgewandelt. Die 80 Lehrer*innen sowie pädagogischen Fachkräfte erhielten im dritten Stock neue Räume für die Unterrichtsvorbereitung. Im Keller sind das Archiv und das Bücherlager untergebracht. Am 1. März 2012 wurden die neuen Räumlichkeiten eingeweiht, die über Wanddurchbrüche direkt mit der alten Schule verbunden sind. Der Umbau kostete bis dahin 750.000 Euro, davon kam eine halbe Million aus dem Baufonds des Programms Soziale Stadt.

Weitere 250.000 Euro wurden für den Abschluss des Umbaus ausgegeben. Die Verwaltungsräume und Lehrer*innenzimmer, die durch den Umzug im Hauptgebäude freigeworden sind, wurden im Laufe des Jahres 2012 zu Klassenzimmern umgebaut. Als letztes wurde im Frühjahr 2014 die bis dahin noch bewohnte Hausmeisterwohnung im vormaligen Nachbarhaus in einen Freizeitbereich für die älteren Schüler*innen verwandelt. Die Oberstufen-Schüler*innen haben sich hier einen gemütlichen Aufenthaltsraum für Freistunden eingerichtet. Die Möbel für die „Chill Out Zone“ haben sie selbst eingekauft und zusammengebaut. Auch die Wände haben sie selbst gestaltet.

Eine Schüler*innen-AG hat Ende 2013 Traumwelten für die Umgestaltung der Flure im Nebengebäude entworfen. Weil die Schule für den Ganztagsbetrieb mehr Platz braucht, ist geplant, in den kaum genutzten Fluren „Lerninseln“ einzurichten. Hier könnten die Schüler*innen Hausaufgaben erledigen oder in kleinen Gruppen Referate vorbereiten. Aus dem Baufonds des Programms Soziale Stadt werden für die Umgestaltung der Flure zu Lerninseln bis zum Jahr 2016 insgesamt 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. 

Höfe und Plätze

Seitdem am Gymnasium der Ganztagsbetrieb eingeführt wurde, sind die Hofflächen nicht mehr nur Pausenhöfe. Sie müssen heute ganz anderen Ansprüchen genügen. So fehlten zum Beispiel ruhige Ecken, in die sich die Schüler*innen auch mal zurückziehen können.

Die Umgestaltung der Höfe ist der vorläufig letzte Baustein für die Ertüchtigung der Albert-Schweitzer-Schule. Die Planungen für die Schulhöfe und den Albert-Schweitzer-Platz als Vorplatz der Schule begannen 2011. Für die Neugestaltung der Höfe standen bis 2014 insgesamt 450.000 Euro zur Verfügung.

Im Herbst 2013 wurde der Schulhof hinter dem Hauptgebäude fertig. Die Hoffläche wurde neu gepflastert. Die Bäume bekamen steinerne Einfassungen, auf denen man sich niederlassen kann. Neben weiteren Sitzbänken und einem kleinen Bolzplatz ist der Clou des neuen Hofes eine Tribüne, die für Open-Air-Theateraufführungen oder Reden genutzt werden kann. Die Böschungswand zum Friedhof wird zusammen mit den Schülern gestaltet.

Der Albert-Schweitzer-Platz wurde im Sommer 2014 umgebaut. Die Schüler*innen hatten dazu selbst Pläne entwickelt. In die Einfassung des Hochbeets wurden Sitzbänke eingelassen, so dass sich die Schüler*innen in Freistunden hier aufhalten können. Sie hatten sich auch eine Überdachung gewünscht, doch die Denkmalpflegebehörde lehnte den Bau eines Pavillons ab. Die parkenden Autos sind vom Platz verbannt worden, das Pflaster wurde erneuert. Mit der neuen Bepflanzung des Hochbeets wird im Oktober 2014 die Umgestaltung des Albert-Schweitzer-Platzes abgeschlossen.

Faltblatt


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