Ein Dach über dem Kopf für eine Nacht

In der kalten Jahreszeit sind Obdachlose dringend auf einen warmen Schlafplatz angewiesen. Die Notübernachtungen und Suppenküchen können gerade jetzt Unterstützung gut gebrauchen.

Quelle: Birgit Leiß

Wie viele Menschen in Berlin auf der Straße leben, weiß niemand. Die Schätzungen reichen von 3000 bis 10 000 – Tendenz steigend.  Anfang 2020  will der Senat erstmals eine Zählung durchführen. Die Hauptstadt ist vergleichsweise gut aufgestellt, was Hilfsangebote angeht. Etwa 1200 Übernachtungsplätze gibt es. Oberste Priorität der Berliner Kältehilfe, die immer von 1. November bis 31. März läuft: Kältetote verhindern. Das in Deutschland einzigartige Programm wurde 1989 von Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden und dem Senat ins Leben gerufen. Zahlreiche Vereine, Initiativen und Kirchengemeinden beteiligen sich mit eigenen Angeboten wie zum Beispiel Notübernachtungen, Kleiderkammern  und  Nachtcafés. Zentrale Koordinierungsstelle ist die GEBEWO pro gGmbH.

500 Euro vom Kieztrödelmarkt für die Teupe

Eine der bekanntesten Notübernachtungen in Neukölln ist die Teupe in der Teupitzer Straße 39. Hier hat man bereits am 1. Oktober geöffnet. „Wir waren vom ersten Tag an voll belegt“, sagt Gernot Zessin von KUBUS, dem Träger der Einrichtung. 25 Schlafplätze für Männer gibt es hier. Viele kommen aus osteuropäischen Ländern, wo Obdachlose so gut wie keine staatliche oder kirchliche Unterstützung bekommen. Wie alle Notübernachtungen wird die Teupe über den Bezirk finanziert. Doch gerade weil man den Gästen, wie sie hier genannt werden, eine menschenwürdige Unterbringung bieten will,  reicht der Tagessatz hinten und vorne nicht. Der Kaffee am Abend musste bereits gestrichen werden. „Bei uns gibt es keine Matten auf dem Boden, sondern richtige Betten und wir möchten den Menschen auch weiterhin eine warme Abendmahlzeit und ein Frühstück geben“ erklärt Gernot Zessin. Außerdem können sich die Männer hier duschen und ihre Wäsche waschen. Über den Scheck in Höhe von 500 Euro, den Zessin am 24.Oktober aus den Händen von Quartiersmanagerin Aysel Şafak und Dr. Christian Hoffmann entgegennahm, freute er sich daher sehr. Die Spende stammt aus den Erlösen des letzten Kieztrödelmarkts am Boddinplatz, den Dr. Hoffmann vom Multikulturellen Nachbarschaftsgarten Neukölln e.V. im Auftrag des Quartiersmanagements Flughafenstraße organisiert.

Keine Öffnung der U-Bahnhöfe in diesem Winter

Doch nicht jeder, der auf der Straße lebt, möchte mit anderen fremden Menschen in einem Schlafsaal übernachten. Viele haben Angst beklaut zu werden oder sie wollen ihre Hunde mitbringen, was nicht immer möglich ist. In den Bahnhöfen organisiert die Berliner Stadtmission daher auch niedrigschwellige Angebote, wo wohnungslose Menschen sich mal für ein paar Stunden tagsüber aufwärmen können. Außerdem gibt es Kälte- bzw. Wärmebusse, die die Treffpunkte der Obdachlosen anfahren, um sie mit heißem Kaffee und Decken  zu versorgen und die die Menschen auch kostenlos zu den Notunterkünften bringen. Offizielle Kältebahnhöfe wie im letzten Jahr soll es in diesem Winter nach Angaben der BGV nicht geben. Die Senatsverwaltung für Soziales erachte das nicht als notwendig, es gebe genug Angebote.

Auf der Website www.kaeltehilfe-berlin.de/ sind sämtliche Angebote der Berliner Kältehilfe gelistet.

Im Winter kann es lebensgefährlich sein, im Freien zu übernachten! Wer eine Person sieht, die ungeschützt draußen schläft, sollte daher unbedingt Hilfe anbieten und gegebenenfalls den Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes oder den Kältebus der Berliner Stadtmission anrufen

Wärmebus Telefon 030 600 300 1010 (18 bis 24 Uhr)
Kältebus 0178 523 5838 (21 bis 3 Uhr)

 

Die Notübernachtung in der Teupitzer Straße sucht zur Unterstützung ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch Sachspenden (Männerkleidung, Kaffee und Hygieneartikel) werden gern entgegengenommen.

KUBUS gGmbH
Teupitzer Straße 39
Telefon 030 81 03 35 0