Brüssel, Paris und Den Haag auf Stippvisite im Flughafenkiez
Quartiersmanager Thomas Helfen gab an diesem Nachmittag den (englisch sprechenden) Stadtführer und führte eine Delegation unterschiedlicher Ministerien aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien zu spannenden Kooperationspartnern und zukunftsweisenden Orten im Quartier. Zum Beispiel das ehemalige Kindl-Gelände. Hier experimentiert man nicht nur mit der zirkulären Bauweise - das CRCLR Haus auf dem Gelände gilt deutschlandweit als Vorreiter – hier wird auch Gesundheit neu gedacht. Im Café Praxis informierte Shao-Xi-Lu vom Gesundheitskollektiv Berlin e.V. über das bundesweit einmalige Modellprojekt „Haus Alltag“ und erläuterte, wie man versucht, Gesundheit und psychosoziale Versorgung im Quartier zu verbessern. Das Stadtteilcafé, wo auch Veranstaltungen stattfinden und sich Selbsthilfegruppen treffen, wird vom Quartiersmanagement Flughafenstraße unterstützt.
Wie läuft das mit der Beteiligung?
Weiter ging es über den Boddinplatz. Beim Anblick der Grünfläche mit den schönen Altbauten drumherum wollte eine Teilnehmerin wissen, wie man verhindere, dass hier nur noch Reiche wohnen können. Thomas Helfen bestätigte, dass es einen starken Mietanstieg gibt. Wohnungsknappheit und Gentrifizierung – das sind auch in den Nachbarländern große Themen und so entwickelte sich beim Weiterlaufen eine lebhafte Diskussion.
Nächste Station: die kleine Freifläche neben dem Käpt’n-Blaubär-Spielplatz. Hier zeigte Tina Hilbert, Gebietskoordinatorin bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, eine Karte mit den Berliner QM-Gebieten und erläuterte Grundlegendes zum Verfahren. Vom besonderen Gremium Quartiersrat hatten offenbar viele aus der Gruppe schon gehört und weil Beteiligung auch bei ihnen eine große Herausforderung ist, wollten sie Näheres wissen: wie genau funktioniert das? Was ist, wenn sich der Quartiersrat nicht einig wird? Quartiersmanager Thomas berichtete, dass mitunter lange diskutiert wird und dass eine Abstimmung mit Senatsverwaltung und Bezirk erforderlich ist: „Aber es sind die Anwohnenden, die mitentscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt werden.“
„Very inspiring“: eine ganz und gar nicht angestaubte Bibliothek
Der Rundgang endet dann zwar nicht mit dem versprochenen Highlight – für den angesagten Klunkerkranich hoch oben auf den Neukölln Arcaden blieb leider keine Zeit mehr – aber mit einem sehr inspirierenden Besuch in der Helene-Nathan-Bibliothek, einem wichtigen Kooperationspartner des QM. Was eine moderne Bibliothek als Partner der Quartiersentwicklung gerade in einem Stadtteil wie dem Flughafenkiez leisten kann, vermittelte Bibliotheksleiterin Susann Schaller mit viel Leidenschaft. „Wir fokussieren uns auf die, die uns am meisten brauchen und um sie zu erreichen, gehen wir auch raus aus der Bibliothek.“ Stolz präsentierte sie das Lastenrad, mit dem das Team Stadtteilfeste besucht. Auch die kleine Grünfläche, wo die Gruppe eben noch gestanden hatte, wird von dem mit Büchern und Spielen vollgepackten Rad einmal pro Woche angefahren. Die Besucher-Gruppe war sichtlich beeindruckt. Noch ein kleiner Rundgang durch die Bibliothek, vorbei an lernenden Jugendlichen – die Lerncoaches werden über das QM Flughafenstraße finanziert – und einem Keyboard spielenden jungen Mann (natürlich mit Kopfhörern) – und schon musste die Reisegruppe zum Flughafen eilen. „Wir kommen wieder“, versprachen sie.