Spielstraßentag in der Neckarstraße (fast) ohne Autos

Beim internationalen autofreien Tag am 22.September verwandelte sich die Neckarstraße in einen Spiel- und Begegnungsort

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Eigentlich ist die Neckarstraße ohnehin eine Spielstraße. Autos dürfen nur im Schritttempo fahren. Doch die wenigsten halten sich daran. Das war an diesem sonnigen Dienstagnachmittag anders. Mädchen übten sich im Seilspringen, Jugendliche fuhren die Straße auf Skatern rauf und runter oder spielten Federball. Vor der Kindl-Treppe waren Tafeln aufgebaut, die von den Kids besprüht werden konnten.  

Spaß und Sport mit dem Spielmobil

Neben den Stadtteilmüttern und dem Quartiersmanagement Flughafenstraße, die beide mit einem Stand vertreten waren, waren auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugendeinrichtungen gekommen, etwa aus dem Kinder- und Jugendclub Blueberry, dem Jugendstadteilladen Hobrecht 83 und dem Mädchentreff Madonna. Man tauschte sich aus und suchte das Gespräch mit den Anwohnerinnen und Anwohnern. Das Spielmobil von bwgt e.V. das jeden Dienstag vor Ort von 15 Uhr bis 18 Uhr ist, hatte wie immer jede Menge Spiel- und Sportutensilien mitgebracht, von Bällen über Frisbees bis hin zu Stelzen.  

Viel Ärger mit Jugendgangs

An den Tischen saßen Nachbarinnen und Nachbarn bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen zusammen. Thema Nummer 1: die Probleme mit aggressiven, lärmenden Jugendlichen. Sie machen seit geraumer Zeit an der Ecke Isarstraße und oben auf der Baustelle des ehemaligen Kindl-Geländes mächtig Bambule. Schon bald entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit den anwesenden Polizeibeamten. Zwar bemühen sich die Streetworker von Outreach darum, die Kids in die Jugendeinrichtungen zu integrieren. Außerdem fährt die Polizei regelmäßig Streife. Trotzdem ist die Situation sehr belastend. Der Tipp des Polizeibeamten an die genervte Anwohnerschaft: nicht wegsehen, sondern die Polizei rufen, wenn es zu Lärmbelästigungen, Pöbeleien oder Randale kommt: „Sie können das Geschehen auch von Ihrem Balkon aus filmen und uns  zur Verfügung stellen“. Gesammelt wurden auch Wünsche und Ideen für die Neckarstraße. „Weniger Verwüstung“ wurde auf einen Zettel geschrieben. Auf einem anderen stand „Ein Wochenmarkt“. 

Spielen und Skaten, wo sonst Autos parken

Ganz autofrei war die Neckarstraße allerdings nicht. „Die Verkehrsführung hätte dann wegen der Baustelle unten an der Karl-Marx-Straße nicht funktioniert“, erklärte Christian Hoffmann vom Multikulturellen Nachbarschaftsgarten e.V., der die Aktion organisiert hat. Finanziert wurde sie über das Programm Soziale Stadt im Rahmen des Projekts  „Nachbarschaftliche Begegnungen rund um den Boddinplatz“. Das kleine Nachbarschaftsfest kam gut an, etwa 100 Besucherinnen und Besucher hat Christian Hoffmann gezählt.

Berlin hatte sich in diesem Jahr erstmals am internationalen autofreien Tag beteiligt und 24 Spielstraßen in acht Bezirken eingerichtet.  Städte würden nicht nur sauberer und sicherer mit vielen solcher Spielstraßen, es sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, erklärte Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: „Wenn Kinder direkt vor ihren Wohnungen gefahrlos auf der Straße spielen können, werden gerade Familien in eher engeren Wohnverhältnissen enorm entlastet.“