Beten und Fasten unter Corona-Bedingungen

Im gerade zu Ende gegangenen Fastenmonat Ramadan war für die Gläubigen einiges anders als sonst. Auch in der Moschee in der Flughafenstraße 43 gelten nun strenge Corona-Regeln

Quelle: NBS e.V. - Dar Assalam

Quelle: NBS e.V. - Dar Assalam

Normalerweise wird das Ende des Ramadan in der Dar-Assalam-Moschee mit einem großen Fastenbrechen gemeinsam mit Nicht-Muslimen gefeiert. Über 1000 Menschen kamen in den vergangenen Jahren zusammen. Doch in diesem Jahr durften maximal 50 Personen nach vorheriger Online-Anmeldung teilnehmen - mit Mund-Nasen-Schutz und immer im Abstand von 1,50 Meter zu anderen. Diese Einschränkungen, die seit der Wiedereröffnung der Moschee für alle Predigten und Freitagsgebete gelten, würden akzeptiert, sagt Juanita Villamor, Sprecherin des Moschee-Vereins Neuköllner Begegnungsstätte (NBS) e.V.: „Die Leute sind froh, dass wir nach der zweimonatigen Schließung überhaupt wieder offen haben und alle sehen ein, dass die Gesundheit vorgeht“, so die Sprecherin. Zum Glück habe man ein ehrenamtliches Ordner-Team, das auf die Einhaltung der Regeln achtet. So muss jeder seinen eigenen Gebetsteppich und Koran mitbringen. Um Ansteckungen zu vermeiden sind Umarmungen ebenso verboten wie Ansammlungen vor der Moschee. Die rituellen Waschungen sollen nach Möglichkeit zu Hause stattfinden.

Der Muezzin-Ruf lockte Hunderte  

Anfang April war es zu einem Polizeieinsatz gekommen, weil rund 300 Menschen vor der Moschee standen, um dem Gebetsruf des Muezzins zu lauschen. Bei der gemeinsamen Aktion mit der evangelischen Genezareth-Gemeinde sollte zweimal am Tag gleichzeitig der Gebetsruf der Muslime und die Kirchenglocken zu hören sein. „Die Leute sollten sich das von ihren Wohnungen aus anhören, es war nicht geplant, dass sie sich hier versammeln“, erklärt die Sprecherin. Doch in der Begeisterung, dass der Muezzin zum allersten Mal laut rufen durfte, haben offenbar etliche die Corona-Regeln vergessen.  

Und noch eine Premiere gab es für die Gemeinde: ein Freitagsgebet in einer Kirche.  Nachdem die Gotteshäuser Anfang Mai wieder öffnen durften, hatte die St-Martha-Gemeinde in der Glogauer Straße ihre Räume für zusätzliche Freitagsgebete zur Verfügung gestellt.

Der Imam im Livestream 

Die NBS war schon vor der Corona-Krise relativ gut digital aufgestellt. Doch nun wurde das Online-Angebot noch verstärkt. Sämtliche Freitagspredigten von Imam Taha Sabri werden online übertragen. Außerdem werden Online-Koran-Kurse und Telefonseelsorge per Livestream angeboten. Über 10 000 neue Nutzer gibt es auf der Facebook-Seite der Moschee. „Trotzdem fehlt etwas, es fehlt die Gemeinschaft“, sagt Juanita Villamor. Normalerweise ist der Fastenmonat eine Zeit, wo Familien und Nachbar*innen zusammen kommen. Dazu kommt, dass auch die anderen Aktivitäten der NBS praktisch auf null gefahren werden mussten. Öffentliche interreligiöse Veranstaltungen, Mädchengruppen, Arabisch-Unterricht- all das kann bis auf weiteres nicht stattfinden. „Wir hoffen, dass es nach dem Sommer weitergeht“, so die Sprecherin.

Neuköllner Begegnungsstätte e.V.
Flughafenstr. 43
Telefon 030 / 627 319 98
www.nbs-ev.de
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