Sommerfest mit Afro-Rhythmen, Action und einem Schuss Politik

Eine Mischung aus fetzigen Afrobeats, Bastelaktionen für Kinder und einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion gab es am 8.August auf dem ehemaligen Kindl-Gelände

Quelle: Birigit Leiß

Quelle: Birigit Leiß

Quelle: Birigit Leiß

Eingeladen zu dem „Neuköllner Sommer der Bildung und Lebensfreude“ hatte moveGLOBAL e.V., der „Berliner Verband migrantischer-diasporischer Organisationen in der Einen Welt“. Der 2013 gegründete Dachverband, dem über 31 Migrantenorganisationen angehören, wird in den Neubau „Global Village“ auf dem Kindl-Areal ziehen. „Wir wollten mit dieser Veranstaltung ein Zeichen setzen“, erklärte die Vorsitzende Elizabeth Beloe. Zum einen mache man sich große Sorgen um Kinder aus der Migranten-Community. Sie hätten unter dem Schul-Lockdown in den vergangenen Monaten am meisten gelitten. „Gerade diese Kids müssen die entstandenen Bildungslücken schließen und da wollen wir einen Beitrag dazu leisten.“ Zum anderen wollte man darüber diskutieren, wie eine gleichberechtigte Teilhabe von Migrantinnen und Migranten auf allen Ebenen der Gesellschaft erreicht werden kann.

Die Verwaltung soll bunter werden

Als erstes Bundesland hat Berlin im Jahre 2010 ein Integrations- und Teilhabegesetz verabschiedet. Derzeit wird es überarbeitet oder „nachjustiert“, wie Katarina Niewiedzial, die Beauftragte des Senats für Integration und Migration bei der Podiumsdiskussion erklärte: „Es geht darum, die Strukturen zu verbessern, so dass Menschen mit Migrationsgeschichte besser teilhaben können.“ Vom Begriff „Integration“ will man sich dabei verabschieden. Die wichtigsten Eckpunkte der geplanten Novellierung: Die Verwaltung soll dazu gebracht werden, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte einzustellen. Zudem sollen die Integrationsbeiräte, die es in den meisten Bezirken gibt, gestärkt werden. Ganz neu ist, dass es künftig auch Beiräte für Roma und Sinti geben soll.

Die Beiräte sollen mitentscheiden, nicht nur angehört werden

Grundsätzlich begrüßten alle auf dem Podium Vertretenen diese Neuerungen. „Ich wünsche mir Veränderungen in der Verwaltung“, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). In Neukölln sei Vielfalt Normalität und das müsse sich auch in der Verwaltung niederschlagen – obwohl Verwaltungsberufe vielleicht nicht unbedingt sexy sind, so Hikel. „Wir hoffen sehr, dass man mit dem Beirat auf Augenhöhe in den Dialog treten und nach Lösungen suchen wird“, meinte Georgi Ivanov von Amaro Foro e.V., einer Organisation von Roma und Nicht-Roma. Auch Susanne Kahlefeld, bündnisgrünes Mitglied des Abgeordnetenhauses und Ahmed Abed von der Neuköllner Linken mahnten eine echte Einbeziehung der Beiräte bei wichtigen Entscheidungen an. Das sei gerade auch in Neukölln nicht immer der Fall, meinten beide.

Solarexperimente und Zöpfe flechten

Während die Erwachsenen  bei tropischen Temperaturen  miteinander diskutierten konnten die Kinder an den Tischen unter schattenspendenden Bäumen Origima basteln, malen oder sich die Haare flechten lassen. Die Initiative „Hope and Light e.V.“ hatte ihre mobile Werkstatt aufgebaut, wo man beim Afrika-Quiz mitmachen oder mit Solarbooten experimentieren konnte. Am Stand von Morus 14 wurden ehrenamtliche Mentorinnen oder Mentoren für die Hausaufgabenhilfe des Vereins gesucht. „Es würde unseren Kids gut tun, Vorbilder aus der türkischen, arabischen oder afrikanischen Community zu haben“, meinte die Mitarbeiterin.

Der Neubau des Global Village geht mit Riesenschritten voran. Im Februar oder März 2021 sollen die rund 40 Initiativen und NGOs einziehen. Das ist  - trotz Corona  - nur ein oder zwei Monate später als ursprünglich geplant

Infos zu moveGLOBAL
http://moveglobal.de/

Mehr Infos zum Global Village
https://www.berlin-global-village.de/