Vom „Ich“ zum „Wir“ im Flughafenkiez

Der Quartiersrat hat in seiner Sitzung am 15. Dezember 2022 ein fünfköpfiges Sprecherkollektiv gewählt und sich über ein Forschungsprojekt zur Fußgängerfreundlichkeit informiert.

Quelle: Jens Sethmann

Der Quartiersrat traf sich wie gewohnt in der Evangelischen Schule Neukölln, aber nicht wie sonst im Musikraum, der für die Vorbereitung des Weihnachtsbasars am folgenden Tag belegt war, sondern eine Etage höher im Kunstraum.

Fußgängerfreundlichkeit wird erforscht

Zunächst stellte Jennifer Grill vom Verein Life e.V. das Forschungsprojekt „Gesundheitskarte Neukölln“ vor. Beispielhaft an den Quartieren Flughafenstraße und Donaustraße-Nord sollen die Gesundheits- und Umweltbedingungen erforscht werden. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Fußgängerverkehr. „Wir wollen herausfinden, wie die Fußgängerfreundlichkeit verbessert werden kann“, erklärt Jennifer Grill. Dazu lädt Life Anwohnerinnen und Anwohner zu Rundgängen durch die beiden Stadtteile ein. „Wir wollen konkret vor Ort besprechen, was stört und was verbessert werden kann“, so Jennifer Grill. Die Ergebnisse werden als Handlungsempfehlungen in eine Karte eingetragen.

Mehrere Quartiersratsmitglieder haben spontan großes Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Sofort fiel ihnen eine ganze Reihe von Problemen ein: der seit langem kaputte Aufzug an der Kindl-Treppe, der schlecht beleuchtete Sasarsteig und die generell mangelnde Barrierefreiheit.

Rücksicht auf Mitmenschen eingefordert

Das traf auch den Nerv einer Anwohnergruppe, die gegen verschiedene Missstände im Flughafenkiez aktiv werden möchte und daher Kontakt zum Quartiersrat aufnahm. Gehwegradeln, Falschparken, Raserei, Müllabladen und ein grundsätzlich egoistisches Verhalten wollen sie nicht mehr hinnehmen. „Regeln werden nicht eingehalten“, hat eine Nachbarin beobachtet. Ihr Anliegen: „Wie kommen wir vom Ich zum Wir?“ Mit Unterstützung des Quartiersrats will sie zunächst einen Brief an die Bezirkspolitik schreiben.

Quartiersrat wählt Sprecherrat

Zum Schluss der Sitzung wählte der Quartiersrat Sprecherinnen und Sprecher. Ihre Aufgabe ist es, den Quartiersrat nach außen zu vertreten. Zwei von ihnen können an den Steuerungsrunden teilnehmen, zu denen das Quartiersmanagement, das Bezirksamt und die Senatsverwaltung etwa sechs Mal im Jahr zusammenkommen. Sie können auch bei Trägerwettbewerben an der Auswahl der Projektträger mitwirken und vor dem Abschluss von Projekten an den Auswertungsgesprächen teilnehmen.

Vier Quartiersrätinnen und ein Quartiersrat haben sich dazu bereit erklärt. Sie sind vom Kiezgremium einstimmig bestätigt worden und bilden nun einen fünfköpfigen Sprecherrat.