Die Gemeinschaft wird vermisst: Ramadan in Zeiten von Corona

Auch in diesem Jahr ist im Fastenmonat Ramadan vieles anders als sonst

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

In der Dar-Assalam-Moschee in der Flughafenstraße 43, sonst ein offenes Haus, sind außerhalb der Gebetszeiten die Türen geschlossen. Wo sich normalerweise bis zu 1000 Personen drängen, dürfen maximal 150 Gläubige eingelassen werden – nur mit vorheriger Anmeldung. Am Eingang kontrollieren ehrenamtliche Ordner den QR-Code. Die rituellen Waschungen sollen möglichst zu Hause gemacht werden, in der Moschee gilt Abstand und Maskenpflicht. „Klar, diese Einschränkungen würden schon nerven, das ist bei Muslimen nicht anders als im Rest der Bevölkerung“, sagt Juanita Villamor, Sprecherin der Neuköllner Begegnungsstätte (NBS e.V.). Aber immerhin sind die Moscheen anders als im letzten Ramadan wieder für das Gebet geöffnet.  Alle seien mittlerweile geübt mit den Corona-Regeln, so Villamor. Man sei ja auch im Alltag ständig damit konfrontiert. Ein Negativtest muss nicht vorgelegt werden. Aber kürzlich wurde in Zusammenarbeit mit dem Senat für Integration und Migration vor dem Freitagsgebet eine freiwillige Testaktion durchgeführt. Das Ärzteteam informierte außerdem mehrsprachig über das Testen und Impfen.

Fastenbrechen und Bayram feiern nur im Familienkreis

Am meisten schmerze, dass das gemeinsame Fastenbrechen am Abend, das Iftar, nicht stattfinden kann, sagt Juanita Villamor. In der Dar-Assalam-Moschee wurden dazu oft auch Nachbarn oder evangelische Gemeinden eingeladen. Der Fastenmonat ist eine ganz besondere Zeit, eine Zeit der Einkehr, ähnlich wie im Kloster, erklärt Juanita Villamor. Gerade in den letzten Tagen halten sich in normalen Jahren viele Gläubige fast den ganzen Tag in der Moschee auf und schlafen sogar dort. Das ist derzeit nicht möglich. Eine Moschee ist aber nicht nur ein Gebetsort, sondern auch ein Treffpunkt, wo Familien ebenso wie alleinstehende Muslime oder Geflüchtete Gemeinschaft erleben. Dazu kommt, dass auch das Bayram-Fest am Ende des Ramadan diesmal nur zu Hause mit der eigenen Familie gefeiert werden darf.

Finanzielle Notlage durch weniger Spenden

Weniger Besucher*innen bedeuten auch weniger Einnahmen. „Wir finanzieren uns fast ausschließlich über Spenden, die finanzielle Situation ist mittlerweile katastrophal“, berichtet die Sprecherin der NBS. Auch andere Moscheegemeinden stünden vor dem Ruin, die laufenden Kosten – Miete, Strom, Heizung – müssen schließlich bezahlt werden. Aber es gebe auch Positives, findet die Religionswissenschaftlerin. So macht man jetzt viel mehr online. Alle Predigten werden gestreamt, früher war das nur zu bestimmten Anlässen der Fall. „Und vor Corona hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich mal einen virtuellen Ramadan-Kalender machen würde.“ Die kurzen Videos geben Einblicke in andere Gemeinden. Auch das House of One, ein geplantes Gebetshaus für Juden, Christen und Muslime, wird vorgestellt.

Auch die Şehitlik-Moschee am Columbiadamm, das größte islamische Gotteshaus in Berlin, hält sich streng an ihr Hygiene-Konzept. Normalerweise beten hier über 1500 Gläubige, nun darf nur ein Bruchteil davon die Moschee besuchen. Gebetsteppiche und Korane sind mitzubringen, es werden Anwesenheitslisten geführt. Die Moschee beteiligte sich ebenfalls an der Testaktion des Senats Mitte April.

Neuköllner Begegnungsstätte e.V.
Flughafenstr. 43
Telefon 030 / 627 319 98
www.nbs-ev.de
www.facebook.com/NBSev1