Gesundheit, Beratung und Wohnen unter einem Dach

Wenn man die Kindl-Treppe an der Isar-/Ecke Neckarstraße hochgeht, sieht man rechter Hand einen langgestreckten Neubau. Was geht hier vor sich?

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Die Adresse Rollbergstraße 30 ist ein wenig verwirrend, denn eigentlich ist das „Haus Alltag“, wie es getauft wurde, nicht in der Rollbergstraße, sondern direkt auf dem Kindl-Areal. „Mit der Adresse haben viele Leute Schwierigkeiten, das ganze Gelände ist ja zum Teil noch Baustelle“, sagt Yvonne Kiefel vom „Café Praxis“. Das Café befindet sich in der Mitte der Neubauten und gehört zum Stadtteil-Gesundheitszentrum-Neukölln des Gesundheitskollektivs Berlin (kurz: Geko) (https://geko-berlin.de). Das Quartiersmanagement Flughafenstraße hat die Einrichtung des kleinen Stadtteilcafés, in dem auch Informations- und Diskussionsveranstaltungen stattfinden, über Projektmittel aus dem Programm ‚Sozialer Zusammenhalt‘ finanziell unterstützt. Auch für Selbsthilfegruppen kann der Raum genutzt werden und jeden Mittwoch trifft sich hier die Strickgruppe. „Außerdem sind wir so etwas wie das verlängerte Wartezimmer der Arztpraxen“, erklärt Yvonne Kiefel. Im ersten Stock sind nämlich zwei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern und eine Kinderarztpraxis untergebracht, die ebenfalls zum Geko gehören.

Im Erdgeschossbereich gibt es zudem einen Pflegestützpunkt, eine ergotherapeutische Praxis und eine Seniorenberatung (https://humanistisch.de/seniorenberatung-neukoelln). Letztere arbeitet im Auftrag des Bezirksamts Neukölln und berät bei der Beantragung von Grundsicherung, Hilfe zur Pflege, Wohngeld und anderen Sozialleistungen. Auch Themen wie Wohnformen im Alter oder Hilfsmittel können hier besprochen werden. Das Haus Alltag mit seiner hellbraunen Holzfassade wurde im Juni 2022 eröffnet, wobei die Gemeinschaftsräume auf den Etagen – sehr zum Unmut der Nutzer – immer noch nicht fertig sind.

Wohnen für Menschen in besonderen Notsituationen

In den oberen Etagen sind verschiedene Betreute Wohnformen untergebracht. So hat Wildwasser e.V. hier 13 Plätze für Mädchen in akuten Notsituationen und weitere sechs Plätze, wo die Mädchen auch länger bleiben können. Der Verein, der sich gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen einsetzt, hat seinen Sitz im Wedding und wollte sich vergrößern. „Der große Vorteil hier sind die gedeckelten Mieten, als gemeinnütziger Verein können wir die Marktmieten nicht zahlen“, erklärt Irina Stolz, Geschäftsführerin von Wildwasser. Sie ist auch im Vorstand der Genossenschaft, die das Haus vom Eigentümer, der Genossenschaft TRNSFRM, gemietet hat und die Räumlichkeiten an die einzelnen Nutzer weitervermietet.  Die Schwulenberatung hat ebenfalls ein Wohnprojekt im Haus und im 4.Stock sind Geflüchtete untergebracht. Im zweiten Stock, beim Familienprojekt Triangel, wohnen unter der Woche Eltern, die sich überfordert fühlen, zusammen mit ihren Kindern.

Frühstücken mit Aussicht 

In der 3.Etage befindet sich das kleine Hotel Karibuni, das lange Zeit in der Neckarstraße war und dann wegen der Kündigung schließen musste. „Wir sind super zufrieden, auch wenn wir uns von zwölf auf sechs Zimmer verkleinert haben“, sagt Petra Schmitz, die Junior-Chefin des Familienbetriebs. Von der Frühstücksterrasse aus haben die Gäste einen phantastischen Blick über Neukölln. Neben Besucherinnen und Besuchern sowie Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern der zahlreichen Veranstaltungen auf dem Kind-Areal gehören auch frischgebackene Großeltern zur Kundschaft: „Die Kinderarztpraxis schickt uns oft Leute, die nach der Geburt ihres Kindes Besuch unterbringen müssen“, erzählt Petra Schmitz. Auch sonst gibt es im Haus Alltag viele Synergieeffekte. „Wenn eines der Mädchen ärztliche Hilfe braucht, haben wir kurze Wege“, erklärt Irina Stolz.