Regenbogen-Luftballons über dem Boddinplatz

Am 17. Mai 2023, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, wurde auf dem Boddinplatz ein Zeichen gegen queerfeindliche Gewalt gesetzt

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Der Anlass für diesen Gedenktag ist ein erfreulicher: Am 17.Mai 1990 strich die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten. Doch der Report, den das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo alljährlich an diesem Tag vorstellt, ist alarmierend: Die Zahl der Übergriffe gegen schwule, lesbische und transsexuelle Menschen ist 2022 erneut gestiegen, von 527 im Vorjahr auf 760 Fälle. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein, wie Bastian Finke, Leiter von Maneo, bei der Kundgebung auf dem Boddinplatz erklärte: „Wir wollen mit dieser Aktion ein Zeichen setzen und freuen uns, dass so viele da sind, um ihre Solidarität zu bekunden“.

Erschreckende Zahlen, aber auch viel Solidarität

Gekommen waren mehrere Neuköllner Jugendeinrichtungen, darunter das Blueberry und der queere Jugendclub Q*ube, außerdem Stadtteilmütter und Politiker:innen. Die Kundgebung, die Maneo seit einigen Jahren zusammen mit dem MaDonna Mädchentreff und dem Verein Morus 14 organisiert, wird von Jahr zu Jahr größer. Diesmal gab es erstmals Info-Stände und Kuchen, darunter eine viel bewunderte, prächtige Regenbogentorte. Das Neuköllner Jugendamt und das Netzwerk gegen Queerfeindlichkeit (vormals: Netzwerk gegen Trans*- und Homophobie) unterstützen die Aktion. Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, war verhindert. Dafür war Stadtrat Jochen Biedermann gekommen. Die Zahlen seien erschreckend, sagte Biedermann: „Aber es ist auch toll zu sehen, wieviel Rückhalt es gerade in Neukölln gibt“. „Ich vertraue auf Neukölln“ meinte auch Neuköllns neue Jugendstadträtin Sarah Nagel. Homophobie sei ein wichtiges Thema im Jugendamt. Sie beobachtet eine aus den USA herüberschwappende Transfeindlichkeit, die allmählich bedrohliche Züge annehme. Über den großen Zuspruch an diesem Nachmittag freute sie sich sehr. Es gehe darum, zusammenzustehen gegen Beleidigungen, Anfeindungen und tätliche Angriffe, so Nagel.

Nachhaltige Luftballons, farbenfrohe Torte 

Zum Zeichen der Solidarität wurden 100 bunte Luftballons in den blauen Neuköllner Himmel geschickt - übrigens aus Latex, der Nachhaltigkeit wegen.  Anschließend schnitten die Jugendstadträtin und Hakan Demir, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Neukölln, die Regenbogentorte an. Alle durften ein Stückchen von der farbenfrohen Buttercremetorte probieren. Ein Schöneberger Hotel hatte sie gespendet.