Zum Tod von Rahim Yildirim: der große Bruder ist gegangen

Der langjährige Mitarbeiter des Kinder- und Elterntreffs Blueberry Inn in der Reuterstraße 10 ist am 8.Juli völlig überraschend verstorben

Quelle: outreach gGmbH

Es war eine Schocknachricht, die sich in Windeseile im Kiez verbreitete: Rahim Yildirim, Outreach-Mitarbeiter seit 2009, ist tot. Er erlag einem Herzinfarkt. Rahim wurde nur 41 Jahre alt. Schon am Tag danach kamen viele Jugendliche, Eltern und das Team im Blueberry zusammen, um gemeinsam zu trauern.

Ein Neuköllner Junge, der Vorbild für andere war

Abdulrahim Yildirim, wie er mit vollständigen Namen heißt, war ein Neuköllner Junge. 1978 im Krankenhaus Neukölln geboren, wuchs er in der Emser Straße auf und wohnte dort bis zu seinem Lebensende. Die Gegend gilt als raues Pflaster und in Rahims Jugend lieferten sich hier die Jugendgangs Straßenkämpfe. „Gerade deswegen war er für unsere Jungs ein authentisches positives Vorbild, er kam aus demselben Milieu wie sie, hat die gleichen Erfahrungen gemacht und dennoch einen guten Lebensweg geschafft“, sagt Jens Schielmann, Leiter des Blueberry sowie Freund und Kollege von Rahim.

Rahim Yildirim war kein studierter Sozialpädagoge. Er war ein zugewandter, warmherziger, Mensch, der immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Kids hatte. Als Jugendlicher war er selber Besucher in einer Outreach-Einrichtung in Nord-Neukölln gewesen und wurde dort irgendwann Peerhelper, der ehrenamtlich Breakdance- und Fußballangebote machte. Später trainierte er als Honorarkraft mit den Jugendlichen Fußball. Seit 2006 war er im Team von Blueberry, seit 2009 als fest angestellter Mitarbeiter.

Ein überlebensgroßes Wandbild zum Gedenken

Familie war Rahim sehr wichtig – auch seine Blueberry-Familie. Für das Team war er mehr als nur ein Kollege und für die Jugendlichen war er mehr als nur ein pädagogischer Mitarbeiter. Rahim-Abi haben ihn die Kinder und Jugendlichen genannt. Das heißt großer Bruder. Bei ihm konnten sie sich Rat holen, auch wenn sie Mist gebaut hatten. Zur Trauerfeier am 14. August im Blueberry kamen nicht nur Freund*innen und Weggefährten, sondern auch Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke. Das Team vom Blueberry hatte eine große Fotowand mit Bildern von Rahim gestaltet und ein Kondolenzbuch ausgelegt. Ein mit Rahim befreundeter Graffiti-Künstler hat ein Porträt von ihm auf die Mauer zur Reuterstraße gemalt – eine Idee der Jugendlichen.  Vor allem für die älteren Jugendlichen und die jungen Erwachsenen, die nun  zum Teil selber eine Familie haben, sei es extrem schwer, so Jens Schielmann. Rahim hat sie praktisch auf ihrem gesamten Lebensweg begleitet.

Die Trauerfeier war ein Moment des Friedens

Dass man miteinander reden sollte und dass Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen sind, lag ihm sehr am Herzen. Die Trauerfeier am Tag nach seinem Tod war daher ganz in seinem Sinn. Da kamen viele verschiedene Menschen zusammen – auch jene, die sich ansonsten nicht so gut verstehen - um gemeinsam Abschied zu nehmen. Rahim war von allen respektiert worden. Er hat eine große Lücke hinterlassen.