Ein Platz im Warmen für Menschen ohne Obdach

Die Kältehilfe für Obdachlose steht in Corona-Zeiten vor besonderen Herausforderungen

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Berliner Kältehilfe

Die gute Nachricht vorweg: Es stehen genauso viele Schlafplätze zur Verfügung wie im Vorjahr. Nach Angaben der Senatssozialverwaltung sind es berlinweit rund 1044, davon 71 speziell für Frauen. Möglich ist das nur, weil zusätzliche Zimmer in Hostels angemietet wurden. Denn die Notübernachtungen, etwa die „Teupe“ in der Teupitzer Straße 39 in Neukölln, müssen für mehr Abstand sorgen. „Wir haben die Betten weiter auseinandergestellt und können jetzt statt 25 nur noch 15 Schlafplätze anbieten“, erklärt Gernot Zessin von KUBUS, dem Träger der Einrichtung. Außerdem müssen die ausschließlich männlichen Gäste bestimmte Regeln akzeptieren, etwa sich vor dem Betreten Fieber messen lassen und im Haus einen Mundnasenschutz tragen. „Die meisten sind sehr geduldig und sehen das ein“, berichtet Gernot Zessin. Wer sich nicht daran hält, muss draußen bleiben. Die Teupe hatte 2018 und 2019 eine Spende aus den Erlösen des Trödelmarkts am Boddinplatz erhalten. Nebenan, in der Teupitzer Straße 38, betreibt der Verein Babb montags bis freitags eine Suppenküche mit warmen Mittagstisch.

Schlafen in der Kirche

Auch das Obdachlosennachtcafé in der Martin-Luther-Kirche in der Fuldastraße 50 musste seine Schlafplätze reduzieren. Statt 25 können nur noch um die 10 Menschen hier übernachten, sonst wird es zu voll, sagt Pfarrer Alexander Pabst. Ein warmes Abendessen und ein Frühstück ist hier inklusive. Das Nachtcafé ist noch bis März jeden Freitag ab 20 Uhr geöffnet. Nur ein paar Häuser weiter, in der Fuldastraße 9, gibt es eine der wenigen Notübernachtungen nur für Frauen. Bei Evas Obdach, betrieben vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V.,  finden die Besucherinnen neben einem sicheren Schlafplatz, Duschmöglichkeit und Essen bei Bedarf auch soziale und gesundheitliche Beratung.

Aufwärmen im Schichtsystem

Menschen, die auf der Straße leben, haben es in diesem Winter doppelt schwer. Wegen des Lockdowns läuft der Zeitungsverkauf nur schleppend und es können nicht so viele Pfandflaschen gesammelt werden. Gleichzeitig sind viele Suppenküchen oder Wärmestuben geschlossen oder haben eingeschränkte Öffnungszeiten. Teilweise muss das Aufwärmen schichtweise erfolgen. Anschließend werden die Räumlichkeiten gelüftet und desinfiziert. In der Tee- und Wärmestube in der Weisestraße 34 beispielsweise ist Frühstücken und Wäschewaschen nur nach Voranmeldung möglich. Außerdem werden Anwesenheitslisten geführt – für manche Obdachlose eine Hürde, aber wegen der Pandemie geht es nun mal nicht anders.

Eine App hilft, Menschenleben zu retten

Die Berliner Kältehilfe sorgt seit vielen Jahren für unbürokratische, menschenwürdige Übernachtungsmöglichkeiten. Oberstes Ziel ist es, Kältetote zu verhindern. Zentrale Koordinierungsstelle ist die GEBEWO pro gGmbH. In diesem Jahr sind die Angebote erstmals auch in einer App zusammengestellt. Sie richtet sich zum einen an die Betroffenen selber, die so bequem eine geeignete Unterkunft finden und direkt Kontakt aufnehmen können. Es gibt eine interaktive Karte und wichtige Infos, etwa zur Barrierefreiheit.  Mit Hilfe der kostenfreien App können aber auch Passantinnen und Passanten von unterwegs Hilfe leisten.

Auf der Website www.kaeltehilfe-berlin.de/ sind sämtliche Angebote der Berliner Kältehilfe gelistet

Im Winter kann es lebensgefährlich sein, im Freien zu übernachten! Wer eine Person sieht, die ungeschützt draußen schläft, sollte daher freundlich seine Unterstützung anbieten und  - falls der oder die die Betroffene das wünscht - den Wärmebus des Deutschen Roten Kreuzes oder den Kältebus der Berliner Stadtmission anrufen

Wärmebus Telefon 030 600 300 1010 (18 bis 24 Uhr)
Kältebus 0178 523 5838 (20.30 bis 2 Uhr)
Hotline für Obdachlose: 0157 80 59 78 70 (Mo-Fr 9-17 Uhr)