Neukölln ist eine tolle Location für Stadtbienen

Imkern liegt voll im Trend. Im Flughafenkiez sind gleich zwei Schulen unter die Imker gegangen

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Bereits 2015 wurde in der Evangelischen Schule Neukölln auf Anregung eines Vaters eine Bienen-AG eingerichtet. Vier Holzkisten stehen am Rande des Lehrerparkplatzes im Hof der Mainzer Straße. Es waren sogar mal zehn Bienenvölker gewesen, erzählt Dr. Caspar Schöning, Lehrer und ausgebildeter Imker. Doch das sei dann einfach zu viel geworden. Immerhin produziert ein Bienenvolk circa 50 Kilogramm Honig im Jahr. Für die Kleinen ist das alles sehr aufregend. Unter Anleitung von Herrn Schöning ziehen sie vorsichtig die Waben heraus, suchen nach der Königin und bekämpfen bei Bedarf Milben. Die Fortgeschrittenen befassen sich sogar mit der Zucht neuer Königinnen. Doch das Highlight ist natürlich der Honig, die süßen Früchte ihrer Arbeit. Er wird gemeinsam in der Lehrküche geschleudert und in Gläser gefüllt. Sogar die Etiketten bemalen die Schülerinnen und Schüler selber und kleben sie auf. Verkauft wird er dann beim Hausmeister, bei Schulfesten und – wenn nicht gerade Lockdown ist – auf dem Kieztrödelmarkt am Boddinplatz.

Auch sanfte Bienen stechen mal zu

Berlin hat inzwischen die höchste Bienenvölkerdichte von ganz Deutschland. Dabei wird ihre Bestäubungsleistung in der Stadt nicht so dringend gebraucht wie auf dem Land. Schließlich gibt es hier keine Obstplantagen. Doch die Bienen mögen auch Robinien und Rosskastanien und ganz besonders wild sind sie auf Linden. In der Hasenheide und auf dem Tempelhofer Feld finden die fleißigen Insekten genug Nahrung.  Zweimal im Jahr wird in der ESN geerntet, im Frühjahr und im Sommer. „Unsere Bienen sind sanftmütig, nicht so aggressiv wie zum Beispiel die afrikanischen Bienen“, versichert Caspar Schöning. Trotzdem bleibt es nicht aus, dass ab und zu ein Kind gestochen wird. „Auch das gehört dazu, die Kinder müssen ihre Ängste überwinden“, sagt der der promovierte Biologe, dessen Tochter die ESN besucht. Und was können die Jungen und Mädchen sonst noch beim Imkern lernen? Ruhig und konzentriert zu arbeiten zum Beispiel. Herumzappeln macht die Bienen nervös. Außerdem erkunden die Großstadtkinder Kinder die Natur und werden vertraut mit natürlichen Prozessen. Dazu gehört auch der Einfluss der Witterungsverhältnisse. „2021 war kein toller Jahrgang“, sagt Schöning. „Zu kalt im Frühjahr.“ Trotzdem wurden im Sommer immerhin 240 Kilogramm geerntet. Wegen der Einschränkungen durch Corona konnte die Bienen-AG erst im August wieder stattfinden.

Ein Friedhof wird zum Zuhause für die Bienen

Das Albert-Schweizer-Gymnasium will im nächsten Frühjahr mit dem Imkern loslegen. Ein geeigneter Standort wurde bereits gefunden: der an das Schulgelände angrenzende Friedhof. Hier sollen die Boxen aufgestellt werden, erklärt Lehrer Kilian Blum. Er hatte seine Leidenschaft für die Honigbienen bei einem Imkerkurs entdeckt. Die AG soll im Rahmen der Umweltbildung für die 7. bis 10. Klassen in den Unterricht eingebunden werden, erklärt Kilian Blum: „Wir werden zuerst einen theoretischen Teil machen, wo wir ihre Lebensweise, Feinde, Krankheiten und so weiter durchnehmen.“ Eventuell sollen auch Kerzen aus Wachs gemacht werden. Fachlich begleitet wird die AG von einer Imkerin.