Was wird aus dem Hermannplatz?

Der geplante Neubau des Karstadt-Kaufhauses wird den Hermannplatz stark verändern. Zur Vorbereitung eines Masterplanverfahrens gab es fünf Bürgerbeteiligungswerkstätten. Deren Ergebnisse stehen jetzt online zur Diskussion.

Quelle: Jens Sethmann

Der österreichische Immobilienkonzern Signa ist seit 2019 Eigentümer der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und möchte das Warenhaus am Hermannplatz in seinen monumentalen Formen aus dem Jahr 1929 wiederauferstehen lassen. Das Bezirksamt Neukölln begrüßt die Pläne, doch das Grundstück liegt auf der Kreuzberger Seite des Hermannplatzes.

Das zuständige Stadtentwicklungsamt von Friedrichshain-Kreuzberg lehnt das Vorhaben ab, denn es hätte den Charakter eines Shoppingcenters, bei dem das Warenhaus nicht mehr im Mittelpunkt stehe. „Die geplante Fassadenrekonstruktion ist nur noch eine Hülle für ansonsten austauschbare Nutzungen“, heißt es. Zudem befürchtet Friedrichshain-Kreuzberg Nachteile für die Ladengeschäfte in der Umgebung.

Umstrittenes Projekt

Der Senat unterstützt hingegen die Pläne, hat dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Baugenehmigungsverfahren entzogen und mit Signa eine Absichtserklärung (Letter of Intent) abgeschlossen. Das Projekt wird sogar im Koalitionsvertrag genannt: Die neue Landesregierung will das Karstadt-Areal „aus dem Bestand heraus weiterentwickeln“, heißt es in der Vereinbarung zwischen SPD, Grünen und Linken. „Hierbei wird eine städtebaulich verträgliche, sich in die Umgebung integrierende Planung verfolgt, an der die Stadtgesellschaft beteiligt wird.“

Alltagsplatz für alle

Was erwarten die Bürgerinnen und Bürger überhaupt vom Hermannplatz der Zukunft? Um diese Frage ging es im November und Dezember in fünf Beteiligungswerkstätten, zu der Vertreterinnen und Vertreter von Zielgruppen eingeladen wurden. Auch einzelne Quartiersratsmitglieder aus dem Flughafenkiez nahmen teil.

Der Hermannplatz soll nach Ansicht der Teilnehmenden ein Alltagsplatz bleiben, an dem niemand ausgeschlossen oder verdrängt wird. Der Platz selbst solle nicht mehr so stark vom Autoverkehr eingenommen werden. Nötig seien freie Busspuren, mehr Fahrradabstellplätze, breitere Rad- und Fußwege sowie Sitzbänke zum Verweilen und eine generelle Barrierefreiheit. Die Angebotsvielfalt des Einzelhandels müsse erhalten bleiben. Die Gewerbemieten dürften daher nicht weiter steigen. Ein eventueller Kaufhaus-Neubau müsse sich in die Umgebung einpassen. Bei der weiteren Bürgerbeteiligung ist darauf zu achten, dass auch die Stimmen der Leute, die sich sonst nicht zu Wort melden, gehört werden.

Kommentare weiterhin erwünscht

Die Beteiligungswerkstätten waren nur ein erster Schritt zur Einbeziehung der Anwohnenden. Die Resultate sind auf der Internetseite https://mein.berlin.de/projekte/partizipative-grundlagenermittlung-fur-das-masterp/ zusammengefasst. Bis zum 16. Januar 2022 kann man dort Kommentare abgeben und die Ergebnisse diskutieren. Hintergründe zum Verfahren sind auf der Internetseite https://hermannplatz-miteinander.berlin.de/ nachzulesen.