Erster Anker ausgeworfen

Der Quartiersrat des Flughafenkiezes schafft die Grundlage für einen künftigen Quartiersanker am Stadtteilgesundheitszentrum.

Quelle: Jens Sethmann

Mit mehr als 30 Leuten war die Sitzung des Quartiersrates am 15. Februar 2024 gut besucht. Zunächst beschäftige sich das im Herbst neu zusammengesetzte Kiezgremium mit seiner Geschäftsordnung. Im Großen und Ganzen bleibt sie gleich. Der jetzt aus 32 Mitgliedern bestehende Quartiersrat wird bis zum Abschluss des Quartiersmanagements im Jahr 2027 nicht noch mal gewählt. Die vier gewählten Sprecherinnen und Sprecher des Quartiersrats bleiben weiter im Amt. Die Geschäftsordnung wurde einstimmig angenommen.

Ankerpunkt im Aufbau

Anschließend diskutierte der Quartiersrat über eine Projektidee zum Aufbau eines Quartiersankers für den Flughafenkiez. Dieser soll am Stadtteilgesundheitszentrum des Gesundheitskollektivs (Geko) auf dem Kindl-Gelände andocken. Mit dem „Café Praxis“ gibt es hier schon einen Ort, der für die Nachbarschaft offensteht. Ziel des Projekts ist es, nicht nur den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen ohne Barrieren zu ermöglichen, sondern auch nachbarschaftliche Begegnungen zu fördern. Dazu sollen zum einen der Betrieb des Cafés gesichert sowie gesundheitsbezogene Vorträge und Workshops angeboten werden. Zum anderen sollen Stadtteilaktivitäten der Bewohnerschaft unterstützt werden, zum Beispiel Spielstraßen-Tage oder Trödelmärkte.

Mit Blick auf die Probleme im Gesundheitssystem kam der Vorschlag im Quartiersrat gut an. „Ich finde den Ansatz der Niedrigschwelligkeit großartig“, sagte ein Quartiersrat. „Das könnte ein gesamtes Gesundheitsministerium beschäftigen“, ergänzte ein anderer. Mit großer Mehrheit brachte das Gremium den Quartiersanker auf den Weg. Im nächsten Jahr geht es los.

Abschluss im Blick

Dieses Projekt wird schon ein erster Baustein für den künftigen Abschlussplan sein, der in den nächsten Monaten zusammen mit dem Quartiersrat aufgestellt wird. Da die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen die Beendigung des Quartiersmanagements Flughafenstraße zum Ende des Jahres 2027 beschlossen hat, muss sich der Kiez Gedanken darüber machen, wie die Errungenschaften der letzten Jahre fortgeführt werden können. Dies soll im sogenannten Abschlussplan festgelegt werden.

Tina Hilbert, Gebietskoordinatorin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, zählt auf, um welche Fragen es dabei geht: „Was muss noch im Quartier entstehen? Wo wollen wir hin? Was kann man wo auf Dauer verankern?“ Der Quartiersrat müsste vor allem klären, ob er nach 2027 als Bürgergremium weiterarbeiten möchte und, wenn ja, in welcher Form. Das kann ein neuer Verein, eine Bürgerinitiative oder eine lose Gruppe sein. Man kann sich aber auch einer bestehenden Organisation anschließen. „Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt Quartiersmanager Thomas Helfen.

Erfahrungsaustausch mit anderen Quartieren

Im Quartiersrat ist die Bereitschaft dafür groß, der Weg dahin ist den meisten aber noch unklar. Gewünscht ist ein Austausch mit Menschen aus ehemaligen QM-Gebieten, die bereits verstetigt sind. „Die Erfahrungen aus anderen Kiezen würden uns helfen“, sagt eine Quartiersrätin. „Wir müssen ja nicht deren Fehler wiederholen.“ Eine andere Quartiersrätin schlägt vor: „Vielleicht sollten wir auch politischer werden.“

Die Erfahrungen aus anderen Quartieren sind teilweise leider ernüchternd. Wo sich aus den Reihen der Quartiersräte neue Kiezinitiativen gebildet haben, war es mühsam, die Aktivitäten über die Jahre aufrecht zu erhalten, besonders während der Pandemie. Wo es bereits vor dem Quartiersmanagement Bürgervereine oder Ähnliches gab, war es leichter. Das Quartiersmanagement Flughafenstraße will versuchen, einen Erfahrungsaustausch zu organisieren – eventuell zusammen mit anderen Quartieren, die ebenfalls vor dem Abschluss stehen. Das sind allein in Neukölln fünf weitere Kieze.