Alles auf blau
In einem kräftigen Blau sticht die Holzlamellen-Fassade des Neubaus in der Reuterstraße 10 hervor. Der Bodenbelag auf dem Basketballfeld, die Geräte auf dem Spielplatz, die Sitzbänke im Garten und sogar die Papierkörbe – alles erstrahlt in Blau. Trotz des grauen Himmels wirkte am Eröffnungstag nicht nur die Farbe heiter, auch die Stimmung war prächtig. „Das Wetter ist egal, wenn es etwas Schönes zu feiern gibt.“ So begrüßte Bezirksbürgermeister Martin Hikel die zahlreichen Leute, die zur Einweihung des Kinder- und Jugendclubs Blueberry gekommen sind.
Viel mehr Platz und ein Vulkan
Das neue Blueberry bietet viermal so viel Platz wie das alte Haus, das nebenan plötzlich ganz klein wirkt. Im Erdgeschoss gibt es einen großen Gemeinschaftsraum mit vollausgestatteter Küche, einen kleineren Raum für ruhigere Beschäftigung und einen Bewegungsraum mit Sportgeräten und großer Spiegelwand. In der oberen Etage, barrierefrei per Aufzug zu erreichen, gibt es einen weiteren Spiel- und Aufenthaltsraum sowie zwei Räume, die von der Volkshochschule und der Helene-Nathan-Bibliothek für Kurse und Schulungen genutzt werden. Auch für Nachbarschaftstreffen stehen diese Räume zur Verfügung. Hinter dem Haus befindet sich eine geschützte Grünfläche, die nicht öffentlich zugänglich ist.
Besonderes Gebäude mit besonderer Idee
„Dieses Gebäude ist ein wichtiger Leuchtturm im Kiez“, sagt Martin Hikel. „Hier soll die Nachbarschaft zusammenkommen.“ Stephan Machulik, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, ergänzt: „Nicht nur das Gebäude ist etwas Besonderes, sondern auch die Idee dahinter.“ Weil das Haus für mehrere Nutzergruppen gedacht ist, musste die Planung mit zahlreichen Fachämtern abgesprochen werden. Stellvertretend für die vielen Beteiligten aus der Bezirksverwaltung kamen die Jugendstadträtin Sarah Nagel, die Bildungsstadträtin Karin Korte und der Baustadtrat Jochen Biedermann auf die Bühne und ließen sich von der elfjährigen Valentina und dem 14-jährigen Ermin zu ihren Wünschen für die Neuköllner Jugend ausfragen.
Als Ende 2018 der Entwurf für den Neubau vorgestellt wurde, ging man davon aus, dass er im Sommer 2022 fertig wäre. Die Corona-Pandemie. Lieferengpässe und starke Baukostensteigerungen sorgten jedoch für Verzögerungen. Zwei Jahre später als ursprünglich geplant erfolgte nun die Fertigstellung. Das Gesamtvorhaben kostete inklusive des Spielplatzes, der Sportanlagen und der Herrichtung des alten Blueberry Inn 6,2 Millionen Euro. Es ist das größte Projekt im Quartiersmanagementgebiet Flughafenstraße.
Das dritte Haus in der Blueberry-Geschichte
„Dies ist schon das dritte Gebäude, das Blueberry heißt“, sagt der langjährige Leiter Jens Schielmann. Das erste Blueberry entstand 2007 als knallblauer Kinder- und Elterntreff auf einer Brache neben dem Käpt’n-Blaubär-Spielplatz. Die Kinder und Jugendlichen haben den Club geradezu überrannt. Schnell wurde klar, dass man mehr Platz braucht. Bevor nebenan der Neubau in Angriff genommen wurde, musste das Blueberry 2020 das Baufeld freimachen und in einen Container-Bau am Boddinplatz ausweichen. Den dorthin mitgenommenen Namen brachte man nun wieder zurück ins neue Blueberry-Gebäude.
Auch werden wieder Outreach und die Volkshochschule die Räumlichkeiten nutzen. Dazu kommt u.a. die Helene-Nathan-Bibliothek, um sich mit verschiedenen Angeboten weiter in den Stadtteil zu öffnen und die Bibliothek als außerschulischen Lernort zu stärken. In dem kleineren, alten Gebäude wird es Angebote für Jugendliche ab 14 geben. Es heißt nun Rahim-Yildirim-Haus – benannt nach dem beliebten Blueberry-Mitarbeiter, der 2019 mit nur 41 Jahren gestorben ist. Auf der Fläche vor dem Haus soll noch ein Urban-Sports-Areal entstehen: eine „Open-Air-Muckibude“, so Jugendamtsmitarbeiter Michael Thoma.