Alles so schön bunt hier
Manchmal hat man eine verwegene Idee, die sich aber festsetzt. Einfach würde es nicht werden, so viel ist klar, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So ähnlich muss Mandy Kloß gedacht haben, als sie im Fernsehen eine Reportage über eine Schule sah. Dort hatten Lehrkräfte eine Schultoilette in Eigenregie auf Vordermann gebracht und aufgehübscht. „Sie hatten zum Schluss sogar Musik auf der Toilette“, schwärmt sie noch heute. Musikbegleitung musste es jetzt zwar nicht sein. „Aber Toiletten, die schön und ansprechend aussehen, das wollte ich an meiner eigenen Schule auch haben!“ Mandy Kloß ist sozusagen Augenzeugin für schulische Sanitäranlagen. Seit 2017 arbeitet sie als Sekretärin an der Hermann-Boddin-Schule. Gleich schräg gegenüber ihres Sekretariats liegt eine Schultoilette, quasi als tägliches Anschauungs- und Erlebnisobjekt.
Wohlfühltoilette mit Witz
Und so leitete sie die Verwandlung der 08/15-Toilettenanlage im ersten Stock zu einer, so muss man bewundernd sagen, „Wohlfühltoilette“ mit witzigem Touch ein. Gleich beim Betreten verbreiten heute hier auf dem Boden große kunterbunte Punkte gute Laune, selbst einer der Mülleimer hat sich in einen Behälter mit lustigen Ohren verwandelt. Viele Kacheln sind mit Stickern verziert, und auf dem pastellgrünen Tischchen im Vorraum stehen Hygieneutensilien bereit. Selbst an ein Raumspray wurde gedacht: „… wenn es mal nicht so gut riecht“, ruft Mandy Kloß die Funktion des Ortes ins Gedächtnis zurück. Ein Pflanzenregal mit mehreren Blumentöpfen verwischt zusätzlich die Grenze zwischen sachlich-kühler Ausstattung und freundlichem Empfang.
Im eigentlichen Toilettenraum grüßen von den Kabinentüren große farbige Figuren aus Klebefolie die Besucherinnen, ebenso sind die Toilettendeckel individuell verziert. Dort taucht überraschend schon mal ein Unterwassermonster mit Taucherbrille an der Oberfläche auf. Überhaupt sind viele Motive sinnigerweise der Wasser- und Meereswelt entsprungen. Seesterne, Fische, Muscheln und weiteres Getier tummeln sich auf den Wänden und verdeutlichen die Wertschätzung, die man so etwas Banalem wie einem WC entgegenbringen kann.
Gelungenes Gemeinschaftswerk
Schon im Herbst letzten Jahres hatten sich die 23 Schülerinnen und die Schulsekretärin mehrmals getroffen und im Rahmen der AG „Schönere Toiletten“ gemeinsam überlegt, wie sie ihre Sanitärräume hübscher gestalten könnten. Zuvor aber hatte das Projekt die Hürde der Schulkonferenz nehmen müssen. „Es war ganz wichtig, mit den Eltern die hygienischen Bedingungen abzusprechen“, erläutert Konrektor Jürgen Grabowski. „Klar war, dass die Kinder zum Beispiel nicht die Toilettenschüsseln putzen werden.“ Zumal es einen sehr guten Putzdienst an der Schule gebe. „Diese Kräfte reinigen jeden Tag alles sehr gut, ich bin froh, dass ich sie habe“, betont Grabowski.
Auch Mandy Kloß bekräftigt das Lob, einige zusätzliche Putzstunden hat sie aber dennoch investiert, um wirklich alles tipptopp auf Vordermann zu bringen. Auch künftig wird sie immer wieder nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Und das Blumengießen bleibt sowieso für sie reserviert: „Ich habe den grünen Daumen.“
Tatyana, Aliya, Yara, Debora und Zeyno aus der Klasse 3a, die zum Fototermin gekommen sind und alle bei der Verschönerungsaktion mitgemacht haben, sind jedenfalls restlos begeistert von ihrer neuen Toilette. „Es ist toll geworden“, bekräftigen sie einstimmig. Sie schätzen das gelungene Ergebnis und wollen auch darauf achten, dass alles so schön bleibt. Einen guten Ruf scheint sich die ansprechende WC-Anlage zumindest schon innerhalb der Schülerschaft erworben zu haben. „Ich habe den Eindruck, dass diese Schultoilette hier mehr genutzt wird als die anderen im Gebäude“, so die Beobachtung von Mandy Kloß.