Wie kann man Müll vermeiden?
Das Thema der Quartiersratssitzung am 22. Mai war der öffentliche Raum.
Zunächst stellte Isabel Kronauer die Pläne des Bezirksamts Neukölln zur Müllvermeidung vor. Sie ist seit 2024 Zero-Waste-Beauftragte des Bezirks und leitet das Projekt „Null Müll Neukölln“. Es gibt seit 2020 eine Zero-Waste-Strategie für Berlin, Neukölln ist bislang der einzige Bezirk, der in seinem Bereich diesen Ansatz verfolgt.
Keine Verschwendung mehr
„Zero Waste“ kann man als „Null Müll“ oder auch als „Null Verschwendung“ übersetzen. Das Konzept gleicht einer fünfstufigen Pyramide: Zuerst gilt es, Müll schon im Ansatz zu vermeiden, dann Dinge möglichst wiederzuverwenden oder das Material zu recyclen. Sollte das nicht möglich sein, sollte der Müll so gut es geht verwertet werden, und erst in letzter Konsequenz wird der Rest ordnungsgemäß beseitigt. „Zero Waste will die Ressourcen möglichst im Kreislauf halten“, erklärte Isabel Kronauer.
Sie plant gerade ein Zero-Waste-Konzept für den Bezirk. Es wurde in den vergangenen Jahren schon vieles probiert. Welche Wirkung das hatte, lässt sich aber kaum messen, denn es gibt auf Bezirksebene keine Statistik über die Abfallmengen. „Das Wissen fehlt uns komplett“, bedauert Isabel Kronauer. So ist auch fraglich, ob eine Wiedereinführung der regelmäßigen Sperrmüllabholung durch die BSR das alltägliche Abladen von Möbelschrott am Straßenrand verringern würde. Städte mit Sperrmülltagen wie Köln haben ebenfalls vermehrt mit illegalen Ablagerungen zu kämpfen. Der Bezirk hat zudem auch nur begrenzte Möglichkeiten. „So etwas wie eine Verpackungssteuer können wir nicht einführen“, so die Zero-Waste-Beauftragte. Das könnte nur das Land Berlin tun.
Ideen gegen die Müllmassen
Die Quartiersratsmitglieder hatten eine Menge Ideen zur Müllvermeidung, die Isabel Kronauer auch für das Zero-Waste-Konzept mitnehmen konnte. Vorgeschlagen wurde etwa eine häufigere Straßenreinigung, mehr Kontrolle durch das Ordnungsamt und eindringlichere Taubenfütter-Verbotsschilder. Leicht verständliche Flyer oder Piktogramme sollten über die richtige Entsorgung informieren. Besonders Kinder und Jugendliche müssten für das Problem sensibilisiert werden. Für Aufräumaktionen wäre in jedem Kiez eine Materialstation wünschenswert. Auf Verpackungen könnte Pfand erhoben werden und man könnte darauf hinwirken, dass die Geschäfte keine Tüten mehr ausgeben. Eine Quartiersrätin regte einen Einsparwettbewerb durch das regelmäßige Wiegen des Hausmülls an.
Und was kann man selbst tun? Es kamen viele Anregungen zusammen: Weniger konsumieren, verpackungsarm und vor Ort einkaufen, Flohmärkte und Tauschringe nutzen, im Repaircafé das Reparieren lernen oder einfach die Leute ansprechen, die auf der Straße etwas fallen lassen.
Mobile Stadtteilarbeit auch im Flughafenkiez
Am Ende der Sitzung stellte sich die mobile Stadtteilarbeit (MoSt) vor. Seit 2021 ist das Team des Trägers interkular im Schillerkiez mit dem Stadtteilzentrum Warthe73 und einem Kiezladen in der Lichtenrader Straße 12 aktiv. Mit der Übernahme in die Regelförderung des Senats wird die MoSt nun auch im Flughafenkiez tätig. „Wir fangen jetzt langsam an, hier anzukommen“, sagte Marina Dias Weis. Ihr Team ist im Sommer mit einem Lastenrad-Café im Kiez unterwegs und möchte sich mit der Nachbarschaft bekannt machen. „Wir wollen die Menschen unterstützen, wo sie es gerade brauchen“, erklärte sie. „Was wir mit euch machen werden, steht ganz offen.“
MoSt organisiert zum Beispiel Kiez-Cleanup-Aktionen, Flohmärkte, Tauschecken oder Suppenküchen. „Wir schauen mal, was für den Flughafenkiez passt“, so Marina Dias Weis. Im Vollguten Gemeinschaftsgarten auf dem Kindl-Gelände läuft bereits jeden Donnerstag von 17 - 19 Uhr ein Foodsharing-Event: Aus geretteten Lebensmitteln, die sonst im Handel weggeworfen werden, wird ein dreigängiges Menü gekocht.