Rat und Tat, Ideen und Geld für den selbstorganisierten Kiez

Bei der Oktober-Sitzung des Quartiersrats ging es um das nachbarschaftliche Engagement und um Möglichkeiten, dies finanziell zu unterstützen.

Foto: Jens Sethmann

Foto: Jens Sethmann

Zu Beginn der Sitzung am 9. Oktober gab Quartiersmanager Thomas Helfen einen Überblick über die Projekte, die aktuell im Flughafenkiez über das Programm Sozialer Zusammenhalt laufen – von den älteren Projekten an den Schulen bis zum Interkulturellen Familientreff, der gerade in der Boddinbox gestartet ist und zum Spielplatz-Umbau an der Evangelischen Schule Neukölln.

Community Fonds

Von der Idee eines Community Fonds berichtete Rahel Stange von der Genossenschaft Vollgut eG. Vollgut entwickelt einen Teil des Kindl-Geländes, insbesondere die riesigen, teils unterirdischen Brauerei-Hallen unterhalb der heutigen Kart-Bahn, die zur Neckarstraße eine gekachelte Wand zeigen. Von den 27 heutigen und den zukünftigen Nutzergruppen möchte die Genossenschaft einen Teil der Mieten in einen Community Fonds leiten. Dieser Fonds soll für Aktivitäten der Nachbarschaft zur Verfügung stehen. „Im Jahr sollen es mindestens 50 000 Euro sein“, sagt Rahel Stange.

Ein Verein, der über die Verwendung des Geldes bestimmt, ist bereits gegründet worden. „Zur Zeit ist der Verein dabei, ein Konzept zu erstellen, wie das Geld vergeben wird“, berichtet Rahel Stange. Im nächsten Jahr soll das Konzept der Nachbarschaft vorgestellt werden.

„Wir hoffen, dass das Schule macht“, sagt Quartiersmanager Thomas Helfen. Mit dem Community Fonds würde die Idee des Quartiersmanagement-Aktionsfonds weiterentwickelt.

Organisatorische Unterstützung

Über einen ähnlichen Topf verfügt auch Philipp Rhein, der Engagementbeauftragte des Bezirksamtes Neukölln. Aus dem Programm „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ (FEIN) kann man bis zu 3000 Euro für ehrenamtliche Aktionen erhalten – allerdings nur in Neuköllner Stadtviertel ohne Quartiersmanagement. Ob es die FEIN-Mittel auch noch 2028 gibt, wenn der Flughafenkiez aus dem Quartiersmanagement entlassen ist, kann man jedoch nicht sicher sagen.

Philipp Rhein stellte seine Arbeit als Engagementbeauftragter vor: „Meine Aufgabe ist es, Ansprechpartner für Ehrenamtliche und Engagierte zu sein.“ Er ist beim Ehrenamtsstammtisch dabei, tauscht sich regelmäßig mit den Neuköllner EngagementZentrum und dem Mitmach-Laden aus, entwickelt das Leitbild für zivilgesellschaftliches Engagement weiter und plant die jährliche Ehrung der Ehrenamtlichen. „Das ist das Mindeste, was wir tun können: Danke sagen“, so Philipp Rhein.

Community Board

Shao-Xi Lu vom Gesundheitskollektiv (Geko) stellte ihre Idee eines Community Boards zur Diskussion. Gedacht ist an ein Mitbestimmungsgremium nach kanadischem Vorbild, das aus zwei Teilen besteht. Das ist zum einen ein Zentrumsrat für das Stadtteil-Gesundheits-Zentrum, in dem Nutzende, Mitarbeitende und Anwohnende über die Arbeit der Geko-Einrichtung diskutieren. Das zweite Element ist ein Kiez-Forum für Anwohnende und Aktive aus dem Flughafenkiez und der Rollbergsiedlung. Dieses Kiez-Forum könnte ab 2028 Teile der Aufgaben des Quartiersrates übernehmen. „Wir können den Quartiersrat nicht ersetzen“, weiß auch Shao-Xi Lu. Ein selbstorganisiertes Kiez-Forum wäre nicht wie der Quartiersrat über das Quartiersmanagement an die öffentliche Verwaltung angebunden und könnte keine Projektgelder vergeben.