„Den Tagen, die kommen, gewachsen zu sein" Lesung mit Uschi Otten
26.09.2024 18:00 - 19:30
Die Lebensgeschichte Zenzl Mühsams in Briefen und Dokumenten von Uschi Otten.
Der Name des Dichters und Revolutionärs Erich Mühsams mag manchen im Gedächtnis sein, vielleicht auch sein Ende in einem deutschen KZ. Kaum bekannt aber ist, in welchem Maße sein Leben und Wirken mit dem seiner Frau Zenzl verbunden ist, der wir die Überlieferung seiner Schriften verdanken.
Dabei war die bayerische Bauerntochter, die 1915 den jüdischen Apothekersohn zum Gatten nahm, nicht allein Muse seiner Bänkellieder, die den umtriebigen Bohemien mit ihrem Liebreiz, den brotlosen Dichter mit ihren Kochkünsten bestrickte, sondern ebenbürtige Gefährtin, die aus eigener Lebenserfahrung sein Ziel teilte: eine von Gewalt und Unterdrückung befreite Menschheit. So stand sie 1918 an Mühsams Seite, als er die Münchner Bevölkerung zur Beendigung des Weltkriegs und zur Revolution aufrief und setzte sich während seiner nachfolgenden Festungshaft für die Amnestie der Räterevolutionäre ein.
Nach Mühsams Ermordung 1934 floh sie mit seinem Nachlass nach Moskau. Dieser Ort wurde zum schicksalhaften Wendepunkt, der sie in eine zwanzigjährige Odyssee durch den Stalinschen Gulag führte. Erst 1955 gestattete man der 71jährigen Anarchistenwitwe die Rückkehr in die DDR, wo sich nicht nur für ihr Schicksal Verantwortliche in höchsten Staatsfunktionen befanden, sondern auch frühere Weggefährten, auf deren Unterstützung sie zählte.
26.09.2024 um 18:00 Uhr
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