Schulneubau auf dem Friedhof

Die Evangelische Schule Neukölln möchte auf dem Werkhof des St. Jacobi Friedhofs einen Neubau errichten. Am 9. Juni 2023 wurde das Vorhaben erstmals öffentlich vorgestellt. Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse des Werkstattverfahrens ist am 23. Juni 2023

Quelle: Birgit Leiß

Bisher ist die gymnasiale Oberstufe im ehemaligen Gemeindezentrum der Genezareth-Gemeinde in der Schillerpromenade 16 untergebracht. Dieses Gebäude ist zu klein für die wachsenden Schülerzahlen und entspricht nicht den Anforderungen moderner Pädagogik, erklärte Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf bei der Info-Veranstaltung. Zudem störe es den Ablauf, denn mindestens einmal am Tag müssen die Schülerinnen und Schüler einen 15 bis 20-minütigen Fußmarsch zum Hauptgebäude in der Mainzer Straße unternehmen. Auf der Suche nach einem Standort für einen Neubau ist man nun auf dem Alten St. Jacobi-Friedhof zwischen Karl-Marx-Straße und Hermannstraße fündig geworden, genauer gesagt auf dem ehemaligen Wirtschaftshof. „Das Grundstück ist ideal, weil es sehr nah an der Schule ist“, sagte Frank Olie, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, dem Träger der Schule.

Das rund 1200 Quadratmeter große Grundstück befindet sich am oberen Ende des Friedhofs, an der Ecke Biebricher Straße. Gräber hat es hier nie gegeben. Die Erschließung wird von der Hermannstraße aus erfolgen. Die Mauer ist denkmalgeschützt und muss stehen bleiben.

Mehr Krach, weniger Licht

Die Bewohner:innen der angrenzenden Wohnhäuser, insbesondere aus der Biebricher Straße 14/15, zeigten sich indes wenig begeistert von dem Vorhaben. Sie befürchten Lärm, zum einen während der rund zweijährigen Bauzeit, aber auch durch den künftigen Schulbetrieb. Klar ist, dass es für die rund 250 Schüler:innen auch einen Pausenhof geben wird. Mehrere Mieter:innen berichteten, dass ihr Fenster oder ihr Balkon zum Friedhof raus geht. Die Frage nach einer Entschädigung verneinte ein Vertreter des Bezirks jedoch klar. Eine Schule ist eine wünschenswerte öffentliche Nutzung, Schulplätze sind in Berlin rar. Beeinträchtigung durch Bauarbeiten müssten in einer Großstadt hingenommen werden. Ein Erweiterungsbau in der Mainzer Straße sei aus statischen Gründen nicht möglich, erklärte der Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf auf Nachfrage.

Eine Schule auf einem Friedhof – passt das? 

Das Argument, eine Schule gehöre nicht auf einem Friedhof, weil dadurch die Totenruhe gestört werde, wies Tillmann Wagner, Geschäftsführer des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte mit Nachdruck zurück. „Tod und Leben gehören zusammen. Eine Schule neben einem Friedhof funktioniert gut, dafür gibt es Beispiele.“ So grenzt der Schulhof des Albert-Schweitzer-Gymnasiums unmittelbar an den Friedhof, es gibt sogar eine Tür für den Fluchtweg. Der Schulleiter äußerte sich dahingehend, dass sich Schüler:innen der Oberstufe bedeutend leiser und umgänglicher verhalten als Schüler:innen der Mittelstufe. Er könne sich zudem gut eine Kooperationen vorstellen, in etwa dass sich die Schüler:innen um die Kriegsgräber kümmern.

Wie geht es nun weiter?

Die Schulstiftung hat für ein Workshopverfahren fünf renommierte Architekturbüros ausgewählt. „Wir werden sie für Ihre Bedenken sensibilisieren“, versprach Knauer-Huckauf am Ende der Info-Veranstaltung. Die Ergebnisse werden am 23.Juni präsentiert. Bereits eine Woche später wird eine Jury den besten Vorentwurf auswählen. Baubeginn soll voraussichtlich 2025 sein. Gebaut wird nach Paragraph 34 Baugesetzbuch, das bedeutet ein Genehmigungsverfahren ohne Aufstellung eines Bebauungsplans. Bedingung ist, dass sich der Neubau in die Umgebung einfügt. Zum Schuljahr 2027/2028 könnte das Gebäude bereits in Betrieb genommen werden.

Öffentliche Präsentation der Ergebnisse des Werkstattverfahrens
23. Juni 2023, 17-19 Uhr
Evangelische Schule Neukölln
Mainzer Straße 47 (Sporthalle)